Montag, 25. April 2005

TAG 02 - WIEN//ARENA

Ahh... Wien - oder wie der weltgewandte Herr zu sagen pflegt: Vienna!

Der Tag lässt sich bisher gut an. Hilly treibt uns aus dem Bett, also ab in den Frühstücksraum und der Anblick des "Buffets" ist, sagen wir es mal so, im Nationalzustand. Der Käse ist dünn, der Kaffee wird nur kannenweise und in der Grossmutters-Blümchen-Variante feilgeboten und ganz allgemein beschränkt sich die Gemüseauswahl auf die Beilage rund um den wässerigen Schinkenschnitt. Pahh, Vegatarier braucht dieses Land nicht und Bayern hält es da mit den lieben Franzosen: Essen ist Fleisch... Aber bitte dreimal am Tag, guter Mann! Also ran an den Käse und das Übrige mit den kümmerlichen Zierden der Aufschnittplatte belegt.

So sehr hier auch alles dem Standard entspricht, wird an anderer Stelle der Gesundheit gefröhnt. "Ähh... Entschuldigung, kann man hier rauchen?" "Rauchen? A'geh... Noa, des müssens schoan im Aufenthaltsrrraum. Den Kaffee kennens aber mitnehmä!" Aha, nun denn, da wollen wir der guten Frau nicht widersprechen und machen uns auf zu diesem und erwarten das Schlimmste.
Aber was müssen wir da sehen? Ein Raum mit dem Charme einer Spielhalle für Jugendliche aus den Tiefen der End-Achtziger! Blanke Wehmut mit einem Schuss "Das glaube ich ja nicht!" überwältigt uns... Und so jubelt auch Christian den Gang hinunter.
Alles ist da, wie aus der Zeitkapsel entstiegen: Stühle im kalten Bistro-Stil, Tische aus Marmor-Imitat und obendrauf das Kostbarste überhaupt - Autorennen aus der 16Bit Ära, der gute Indiana Jones Flipper und die noch bessere Addams Family Variante. Gut, Wien muss warten, das hier ist nun wirklich wichtiger! über die Beträge allerdings, die diese Ungeheuer uns aus den Gesässtaschen geraubt haben, wahre ich jetzt mal Stillschweigen - besser ist es.

Um 12 heisst es dann doch "Abfahrt! Aber los jetzt!" und die ganze Chose geht von vorne los. Aufgrund der schon erlebten Schähnheit der Strecke, vorbei am Starnberger See und durch die Alpen, werden mehrere Pausen festgelegt und auch gemacht. Zwischen den überall anzutreffenden asiatischen Reisegruppen und italienischen Schulausflüglern machen wir dann den einen oder anderen Unterschied zu der transmontanen Kultur aus.
Erstens: Alle männlichen Jugendlichen der Halbinsel sehen aus wie die italienische Version von David Beckham und tragen gerne Felljacken zu Kappa-Trainings-Häschen. Zweitens: Die weiblichen Äquivalente sehen entschieden netter aus und rauchen alle Kette.
Christian hat dann auch genügend Gelegenheit sein superduper Geburtstagsgeschenk in Form einer Spiegelreflex-Kamera ausgiebig zu probieren - Nicht bei den Mädchen natürlich, die Landschaft meine ich. Die Photos sind fast allesamt schön geworden und man hat schon die Vermutung, dass wir uns doch auf einem Schulausflug und nicht auf einer harten, zehrenden Tour befinden.

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Wie befürchtet, kommen wir knapp vor der Ausfahrt, die uns zur Arena führt, in den berufsmässigen Stau. Gut, gut, wussten wir ja eh und sind trotzdem noch gut in der Zeit, selbst die Arena finden wir diesmal auf Anhieb. Nachdem der Bus direkt vor dem Eingang zur Halle geparkt ist, sehen wir, dass sich so einiges verändert hat - Sieht zwar fast genauso aus wie das letzte Mal, aber irgendwie hat jemand ein bis zwei moderne Etagen durch das alte Industriegebäude eingezogen.... Mui bueno, sehr sogar.

Kettcar sind noch nicht beim Soundcheck angekommen, also drängt die Zeit nicht allzu sehr. Nachdem wir mehrmals versucht haben den Backstage-Bereich zu finden, schallt ein freudiges "Mädels, hier lang... Na, wie war die Fahrt?" durch den langen Ladebereich der alleine schonmal 1200 Leute beherbergen kännte - das nur als Beschreibung, damit ihr euch einen Eindruck von der schieren Grösse dieses "Clubs" machen könnt.
Der Mann der da mit lauter Stimme ruft, ist Rainer G. Ott, Tourmanager bei Kettcar und ein echt netter Bursche. Allerdings hätte er das G. in seinem Namen wohl besser nicht erwähnen sollen, als Hilly anwesend war. Nun muss er leider für den Rest der Reise damit leben, dass er von ihm nur noch "Göttchen" gerufen wird. Ja, so sind sie die Jungs aus der Heimat, immer für eine Verschandelung und einen rauhen Scherz zu haben.

Wo wir gerade schon bei der Vorstellung der Reisenden sind, hole ich schnell das eine oder andere nach.
Neben Freedoel, unser 6. Mann auf dem Feld sozusagen, sind noch Danny als Backliner und Wälli mit auf dieser Entdeckungsreise quer durch das halbe deutschprachige Europa. Der Mann ist quasi mit Freedoel zusammen das Audio-Team, der kongeniale Counterpart am FoH - Ins Notiz-Buch schreiben: Heisst Front-Of-House und meint nichts anderes als das gute alte Mischpult... Aber nicht vergessen, das schindet Eindruck, wenn man da auf der nächsten Mucker-Party lässig mitreden kann.

Aber nun zurück zur weiteren Entwicklung des Tages...
Rainer zeigt auf einen funkelnden und neuen Aufzug und sagt uns tatsächlich, dass Backstage nur darüber zu erreichen ist. Ja, ja guter Mann, netter Scherz und wir glauben ihm erst, als er selbst mitfährt und wir nach 2 Etagen tatsächlich fast mitten in einem Willkommens-Buffet stehen. Alles vorzüglich, Kaffee in rauhen Mengen, Pasten zum Bestreichen von Semmeln - so nennen die das hier ja drolligerweise, glaube ich - und ein wirklich leckerer Salat mit Kartoffeln. So wird das nichts mit dem Fit-Bleiben in der Woche, aber wenigstens schän leichte Kost.

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Während ich das Schlagzeug schonmal aus den Kisten hole, spielen die anderen ein wenig mit dem heute gekauften echten Lederfussball herum und dann heisst es auch schon, dass wir mit Soundcheck dran sind.
Geht alles wie immer gut vonstatten, nur der eklatant zunehmende Gras-Geruch aus Hillys Ecke sorgt für irritiert verzogene Gesichter bei uns. Haben wir da etwas in den letzten Wochen verpasst? Entdecken wir vielleicht auf seinem MP3-Player anstatt der üblichen 77-er Punk Etüden auch noch ein paar Cyprus Hill Stücke? Nein, an dieser Front scheint alles in bester Ordnung zu sein, die Schwaden kommen doch nur von einem Burschen der beim Auf- und Abbauen helfen soll. Mensch, mensch ausserhalb Jamaicas wird das Zeug wohl auch nur hier wie Zigaretten durchgeraucht; hat aber seine Fähigkeit später am abend sehr, sehr schwere Dinge zu wuchten nicht beeinflusst... Ein echter Profi also.

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Nun denn, alles läuft natürlich mehr als super ab und wir spielen ein leicht variiertes Set vor ausverkauftem Haus. Freedoel untermauert seine Meinung zu den neuen Songs mit einer skurrilen Deutung: "Jungs, alles gut so. Aber den Metal-Song.. Könnt ihr den nicht rauslassen" Aha, soso, wir wissen nicht wovon er da redet, aber eine lautmalerische Darbietung des Bassteils, macht es dann doch deutlich. Schön gesummt hat er es ja und so überlegen wir uns das mal mit dem Song für den nächsten Tag.

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Uns hat es jedenfalls wie gestern auch schon Spass gemacht, den Leuten anscheinend auch und Wien hält dann auch den Spitzenplatz an verkauftem Merchandise. Ja, sehr vielen Dank auch...

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Den Rest des Abends verbringen wir durch das Foyer schlendernd, trinken, als hätte es nie ein Dosenpfand gegeben Bier aus echten Weissblechdosen. Natürlich treffen wir liebe und nette Menschen, wie Anna und Sandra wieder - unsere Herberge bei der Promo-Tour 2002 - und lernen dazu noch ein paar neue kennen.

So schnell wie der Spuk "Auftritt in Wien" gekommen ist, so schnell ist er auch wieder vorbei. Wir müssen die Nacht durchfahren, um es rechtzeitig nach Dresden zu schaffen und so verabschieden wir uns schnell von allen und machen uns auf den langen, langen Weg.
Hilly hat dann doch das eine oder andere Getränk mehr gehabt, also fährt er mit Christian eine ziemlich weite Strecke bis Hof alleine auf der Vorderbank. Da auch nachts natürlich nichts gescheites im Radio läuft, untermalt nur sein moderates Schnarchen die erschreckend ereignislose Fahrt.
Irgendwo hinter Hof machen wir dann für 2 Stunden Halt und schlafen noch etwas weiter und kuscheln uns wie kleine Kätzchen aneinander - Genau, richtig erraten, es gab keine Standheizung in diesem Bus.

So, der Rest dann in der nächsten Geschichte.
Bis dann,
Stephan

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